
Prostatakrebs verstehen: Symptome, Diagnose & Abgrenzung zur Prostatavergrößerung
Prostatakrebs und eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) sind 2 Erkrankungen, die einige Gemeinsamkeiten aufweisen: Beide betreffen die Prostata, können zu ähnlichen Symptomen führen und treten häufiger mit zunehmendem Alter auf. Wie unterscheiden sich Prostatakrebs und eine gutartige Prostatavergrößerung und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Prostatakrebs vs. gutartige Prostatavergrößerung: Die Unterschiede
Sowohl bei einem Prostatakrebs (Prostatakarzinom) als auch bei der Prostatavergrößerung wächst das Organ deutlich. Dennoch gibt einen wichtigen Unterschied zwischen den beiden Erkrankungen: Prostatakrebs wird als bösartig eingestuft, die Prostatavergrößerung als gutartig:
- Gutartige Tumore wachsen zwar, bleiben jedoch meist auf das betroffene Organ beschränkt und bilden keine Tochtergeschwülste (Metastasen). Sie können Beschwerden verursachen, sind aber nicht lebensbedrohlich.
- Bösartige Tumore hingegen können in umliegendes Gewebe einwachsen, sich über das Blut- und Lymphsystem im Körper ausbreiten und so Metastasen bilden. Dies macht sie gefährlich.
Während gutartige Tumore nur behandelt werden, wenn sie Beschwerden verursachen, müssen bösartige Tumore unbedingt und schnellstmöglich therapiert werden, damit sie sich möglichst nicht ausbreiten.
Gutartig oder bösartig: Wichtige Merkmale bei Prostataerkrankungen
Eine gutartige Prostatavergrößerung (BPH) ist weit verbreitet und betrifft viele Männer ab dem 50. Lebensjahr.1 Sie entsteht durch das Wachstum von Prostatagewebe im inneren des Organs. Dadurch wird die Harnröhre verengt, was zu Problemen beim Wasserlassen führt. Dieses Wachstum bleibt jedoch auf die Prostata begrenzt und entwickelt sich nicht zu Krebs.
Prostatakrebs hingegen entsteht durch das unkontrollierte Wachstum bösartiger Zellen in der Prostata. Diese Zellen können gesundes Gewebe zerstören, auf umliegende Regionen übergreifen und sich schließlich im Körper ausbreiten.
Warum ist eine genaue Diagnose von Prostatakrebs wichtig?
Obwohl eine Prostatavergrößerung und Prostatakrebs unterschiedliche Krankheitsbilder sind, rufen sie ähnliche Symptome hervor, wie häufigen Harndrang oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Eine klare Diagnose ist daher entscheidend, um die richtige Behandlung einzuleiten.
Während eine gutartige Prostatavergrößerung oft mit Medikamenten behandelt werden kann, erfordert Prostatakrebs je nach Stadium eine intensivere Therapie, wie Operation, Strahlen- oder Hormontherapien.
Prostatakrebs: Symptome und Diagnose
Während einige Symptome bei beiden Erkrankungen vorkommen, gibt es auch manche, die vor allem für Prostatakrebs charakteristisch sind. In jedem Fall sollten Sie einen Arzt aufsuchen, sobald Sie neue Beschwerden bei sich bemerken.
Prostatakrebs und Prostatavergrößerung: Gemeinsame Symptome
Sowohl eine gutartige Prostatavergrößerung als auch Prostatakrebs können das Wasserlassen erschweren. Zu den typischen Beschwerden zählen:2
- verzögertes Einsetzen des Harnstrahls
- schwacher oder unterbrochener Harnstrahl
- häufiger Harndrang, insbesondere nachts (Nykturie)
- Gefühl einer unvollständige Blasenentleerung
Diese Symptome entstehen durch eine Verengung der Harnröhre infolge des vergrößerten Prostatagewebes.
Mögliche Symptome bei Prostatakrebs
Es gibt auch Anzeichen, die eher auf eine bösartige Erkrankung hindeuten. Bei Prostatakrebs können zusätzlich zu den oben genannten Beschwerden folgende Symptome auftreten:3
- Blut im Urin oder Sperma
- Schmerzen im Beckenbereich oder unteren Rücken
- Erektionsprobleme oder Impotenz
- Schmerzen bei der Ejakulation
- Blase kann nicht entleert werden (Harnverhalt)
Es gibt keine frühzeitigen Anzeichen für Prostatakrebs. Die Erkrankung verläuft in der Regel lange symptomlos. Wenn die ersten Beschwerden auftreten, ist der Tumor meist schon fortgeschritten. Daher sind Früherkennungsuntersuchungen umso wichtiger.
Zur gesetzlichen Krebsfrüherkennung für Männer ab 45 Jahren zählt 1-mal jährlich eine Tastuntersuchung der Prostata über den Enddarm (rektale Untersuchung).4 Zusätzlich kann ein PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen) unter Umständen helfen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen – dieser wird derzeit jedoch nicht standardmäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen (sogenannte IGeL-Leitung). Die Kosten liegen meist zwischen 25 und 35 Euro.5 Ob der Test sinnvoll ist, sollte jeder Patient individuell mit seinem Arzt besprechen.
Diagnoseverfahren bei Prostatakrebs
Um zwischen einer gutartigen Prostatavergrößerung und Prostatakrebs zu unterscheiden, stehen verschiedene Diagnosemethoden zur Verfügung:6
Ein Bluttest misst das Prostata-spezifische Antigen (PSA). Erhöhte Werte können auf eine bösartige Erkrankung der Prostata hindeuten, aber auch andere Gründe haben.
Dieser zeigt, ob eventuell eine Infektion der Prostata (Prostatitis) oder der Harnwege die Beschwerden verursacht.
Der Arzt tastet die Prostata über den Enddarm ab, um Verhärtungen oder Unregelmäßigkeiten festzustellen.
Die Untersuchung wird über den Enddarm durchgeführt und kann die Prostata bildlich darstellen sowie Veränderungen sichtbar machen.
Mit einer Magnetresonanztomografie lassen sich verschiedene Eigenschaften des Organs darstellen, wie etwa die Größe, die Dichte oder die Durchblutung.
Bei Verdacht auf Krebs wird eine Gewebeprobe aus der Prostata entnommen und untersucht, um eine sichere Diagnose zu stellen.
Sollte ein Prostatakarzinom vorliegen, folgen weitere Untersuchungen. Diese dienen dazu, Mestastasen aufzuspüren, zum Beispiel in den Knochen oder den Lymphknoten.
Prostatakrebs und Prostatavergrößerung: Möglichkeiten der Behandlung
Die Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung hat zum Ziel, die Beschwerden wie den nächtlichen Harndrang zu verringern. Dafür kommen Medikamente infrage oder bei starken Symptomen eine Operation.
Bei Prostatakrebs gibt es verschiedene Optionen zur Behandlung – abhängig vom Krankheitsstadium, der Art des Tumors und des gesundheitlichen Zustandes des Patienten.
Bei beiden Erkrankungen kann aber eine Veränderung des Lebensstils positive Auswirkungen haben. Die Ernährung sowie Bewegung und der Konsum von Genussmitteln haben einen beträchtlichen Einfluss auf das Wohlbefinden und sind daher ein wichtiger Hebel für eine höhere Lebensqualität.
Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung richtet sich die Therapie nach der Schwere der Symptome. Mögliche Therapieoptionen sind
Es eignen sich zum Beispiel pflanzliche Medikamente, die eine hohe Konzentration an Phytosterol enthalten. Dieser Wirkstoff hat mehrere positive Effekte auf die Prostata – er kann unter anderem die Blasenfunktion stärken, den Harnfluss erleichtern und Prostatabeschwerden lindern.7
Zu beliebten Hausmitteln gehören eine gleichmäßig über den Tag verteilte Trinkmenge, Stressabbau sowie ein gezieltes Beckenbodentraining.
Durch verschiedene Techniken kann die Prostata verkleinert und Symptome gelindert werden.
Behandlung von Prostatakrebs
Es stehen eine Reihe von Behandlungsmethoden zur Verfügung, die je nach Stadium der Erkrankung und in Zusammenarbeit mit dem Patienten zum Einsatz kommen. Wichtig für die Entscheidung ist unter anderem, ob der Tumor auf die Prostata begrenzt ist oder schon gestreut hat.
- Bei Prostatakrebs im Frühstadium besteht eine gute Möglichkeit, dass er heilbar Häufig wird die Prostata in einer Operation entfernt. Auch eine Strahlentherapie ist ein häufiges Behandlungsverfahren.8
- Im fortgeschrittenem Stadium hat sich das Karzinom auf benachbartes Gewebe ausgebreitet. Neben Operationen oder Bestrahlung erfolgt in der Regel eine Hormontherapie, mit dem Ziel, den Prostatakrebs zu heilen. Wenn der Krebs bereits an weiter entfernten Stellen im Körper Metastasen gebildet hat, kann eine Chemotherapie die Lebenserwartung erhöhen.9
Bei manchen Patienten kann es sinnvoll sein, erst einmal keine Therapie zu starten, sondern den Tumor engmaschig zu überwachen (sogenanntes Watchful Waiting). Infrage kommt dieses Vorgehen bei Patienten im höheren Lebensalter oder wenn andere gesundheitliche Probleme dringender sind.
Lebensstilveränderung: Einfluss von Ernährung und Bewegung
Eine gesunde Lebensweise kann sowohl bei einer gutartigen Prostatavergrößerung als auch bei Prostatakrebs unterstützend wirken. So zeigen Studien, dass bestimmte Nährstoffe Erkrankungen der Prostata positiv beeinflussen können.10 Dazu gehören gesunde, ungesättigte Fette, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe (beispielsweise aus Tomaten) und Phytoöstrogene (zum Beispiel in Sojaprodukten). Eine ausgewogene Ernährung steigert zudem das Wohlbefinden und verhindert eine Mangelernährung.
Der sekundäre Pflanzenstoff kommt in Tomaten reichlich vor und kann möglicherweise Prostatakrebs vorbeugen.11 Besonders gut kann der Körper Lycopin aus gekochten Tomaten aufnehmen.
Bewegung ist ebenfalls ein wichtiger Baustein, mit der Sie die Behandlung der Prostata unterstützen können. Bei einer Krebstherapie hilft regelmäßige Bewegung meist dabei, Müdigkeit und Erschöpfung zu verringern.12 Und auch der allgemeinen Prostatagesundheit kommt Sport zugute – indem er Stress abbaut, die Durchblutung verbessert und Übergewicht reduziert.
Weitere Faktoren, die helfen können, Prostatakrebs vorzubeugen:13
- Verzichten Sie auf Nikotin und trinken Sie möglichst wenig Alkohol.
- Bauen Sie eventuelles Übergewicht ab.
- Reduzieren Sie den Fleischkonsum, vor allem von verarbeitetem sowie rotem Fleisch.
Nehmen Sie zudem regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahr. Männer ab 45 Jahren können 1-mal jährlich eine Früherkennung auf Prostatakrebs in Anspruch nehmen.14
FAQs zu Prostatakrebs und Prostatavergrößerung
Früh erkannter Prostatakrebs hat gute Heilungschancen. Fortgeschrittene Stadien können oft kontrolliert werden, sind aber nicht immer heilbar.
Zur Behandlung von Prostatakrebs werden Hormontherapien (z. B. LHRH-Agonisten, Antiandrogene) und Chemotherapien eingesetzt. Die Wahl der Therapie hängt vom Krankheitsstadium ab.
Quellen
- 1 „Gutartige Prostatavergrößerung – das sollte Mann wissen! – Prostata Hilfe Deutschland“. Prostata-hilfe-deutschland.de, https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-wissen/gutartige-prostatavergroesserung-bph. Zugegriffen 24. März 2025.
- 2 „Gutartige Prostatavergrößerung“. gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/gutartige-prostatavergroesserung.html. Zugegriffen 25. März 2025.
- 3 „Symptome bei Prostatakrebs“. Krebsgesellschaft.de, https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/symptome.html. Zugegriffen 24. März 2025.
- 4 „Krebsfrüherkennungsuntersuchungen für Männer“. Krebsgesellschaft.de, https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/krebsfrueherkennungsuntersuchungen-fuer-maenner.html. Zugegriffen 28. Mai 2025.
- 5 „PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs“. Igel-monitor.de, https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/psa-test-zur-frueherkennung-von-prostatakrebs.html. Zugegriffen 28. Mai 2025.
- 6 „Diagnose bei Prostatakrebs“. Krebsgesellschaft.de, https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/diagnose.html. Zugegriffen 25. März 2025.
- 7 Klippel, K. F., u. a. „A Multicentric, Placebo-Controlled, Double-Blind Clinical Trial of Beta-Sitosterol (Phytosterol) for the Treatment of Benign Prostatic Hyperplasia. German BPH-Phyto Study Group“. British Journal of Urology, Bd. 80, Nr. 3, 1997, S. 427–432.
- 8 „Therapie von Prostatakrebs“. Krebsgesellschaft.de, https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/therapie.html. Zugegriffen 25. März 2025.
- 9 „Prostatakrebs“. Krebshilfe.de, https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebsarten/prostatakrebs/. Zugegriffen 25. März 2025.
- 10 „Ernährung: Lebensmittel, die gut für die Prostata sind“. Prostata-hilfe-deutschland.de, https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/ernaehrung-lebensmittel-gesunde-prostata. Zugegriffen 25. März 2024.
- 11 Mirahmadi, Mahdi, u. a. „Potential Inhibitory Effect of Lycopene on Prostate Cancer“. Biomedecine & Pharmacotherapie [Biomedicine & Pharmacotherapy], Bd. 129, Nr. 110459, 2020, S. 110459, doi:10.1016/j.biopha.2020.110459.
- 12 „Prostatakrebs“. Bund.de, https://gesund.bund.de/prostatakrebs. Zugegriffen 25. März 2025.
- 13 „Vorbeugung von Prostatakrebs“. Krebsgesellschaft.de, https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/vorbeugung.html. Zugegriffen 25. März 2025.
- 14 „Früherkennung von Prostatakrebs“. Krebsgesellschaft.de, https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/frueherkennung.html. Zugegriffen 25. März 2025.
- 15 „Erhöhter PSA-Wert – 6 Gründe, die nicht Prostatakrebs heißen“. Prostata-hilfe-deutschland.de, https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/erhoehter-psa-wert-ohne-prostatakrebs. Zugegriffen 25. März 2025.
- 16 „Erkrankungsverlauf bei Prostatakrebs“. Krebsgesellschaft.de, https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/therapie/erkrankungsverlauf.html. Zugegriffen 25. März 2025.